Die Tage auf der Bootstour enden mit einer Andacht zusammen oder auf einzelnen Booten, danach ist noch freie Zeit auf den Booten bis zur Bettruhe. In dieser Zeit ist auch die abendliche Teamrunde mit einem Rückblick auf den Tag auf den Booten, Absprachen und eben die Frage, wohin die Etappe des nächsten Tages geht.
Schnell waren wir uns am ersten Abend einig, dass wir mal in einen Ort fahren könnten, den noch keiner im Team kennt – obwohl die altgedientesten schon gut über zehn Touren begleitet haben. Der Ort der Sehnsucht wurde Workum am Ijsselmeer. Großartige Idee, fahnden wir alle…
Gesagt – getan. Da sind wir im Team konsequent. Ja.
Mittags haben wir Pause in ijlst gemacht. Nicht weil es dran gewesen wäre, sondern eher, weil der Brückenwächter Mittagspause hatte. Naja…das Wetter war ja schön.
An sich wollten wir in Bolswart die Mittagszeit verbringen. Völlig eingeschläfert von einer etwas eintönigen Fahrt von Sneek nach Nordwesten hätten wir – wären wir…na, egal – den Verkehr einer Autobahn lahmgelegt, weil wir unter der Brücke an der Stadteinfahrt nicht durchgepasst hätten. Irgendwie hatten wir eine gewisse Hemmung – Autobahnbaustellen…also: kein Stau unseretwegen!
Von Bolswart weiter nach Südwesten und Kaffeestopp in Parrega. Und eine neue Erkenntnis: Man kann auch an einer am Kanal stehenden Parkbank festmachen, jedenfalls wenn sie fest mit dem Boden verschrraubt ist. Mal merken.
Bis nach Workum eine unproblematische Fahrt. Ein paar Brücken und Brückchen. Einfahren für die Erfahrenen, Reinkommen für die Neuen.
Alles schien gut zu laufen. Die letzte Brücke, Stadteinfahrt…das Bild eines perfekten Tages bekam die ersten Risse, als wir mit unseren fünf 15-Meter-Kähnen in ein feines Wohngebiet gekachelt sind, in dem zwar viele, teuer scheinende Häuser mit Bootsanleger waren, aber nicht der in der Karte verzeichnete und im Almanak (dem Verzeichnis der Städte, Brücken, Schleusen und Anlegeplätzen) angepriesene Hafen mit zwanzig Liegeplätzen. Wenn es den mal gab, haben sie die Becken weitgehend zugeschoben und Villen drauf gebaut. Also, rückwärts.
Nächster Hafen. Voll. Nächster. Zu kleine Boxen. Also, rein nach Workum. Ein schönes Städtchen, nach dem, was vom Boot aus sieht. Richtig mitbekommen hat das keiner, weil die Kanäle megaschmal und verwinkelt mit altertümlichen Brücken, die sicher für weit kleinere Boote gebaut worden sind. Aus dem Reinkommen und Einfahren wurde so etwas wie schwere Arbeit für die Crews. Langsam begann die Sonne zu sinken. Und auf der Karte blieb nur noch ein Hafen nach der letzten Schleuse vor dem Ijsselmeer. Der Anruf dort scheiterte – keiner am Apparat. Hingefahren, weil wir nicht den Kanal versperren wollten.
Das Ijsselmeer ist das wahrscheinlich größte Binnensegelrevier Europas und in dem Yachthafen standen im Schnitt Segelyachten im Wert unserer Yachten zusammen. Etwas verschämt haben wir uns in den vollen Hafen gequetscht und müde gekocht und den Abend auf den Booten verbracht – Workum lag ja bereits ein gutes Stück hinter uns.
Und was lernen wir: Nicht jede Idee ist gut und der Umsetzung wert! Und manche Orte verschwinden schon nach einem Anlaufen wieder von der Liste der anzufahrenden Destinationen. Vielleicht haben sie das nicht verdient, wahrschein ist ihnen das auch egal, aber was nicht sein muss, ist auch nicht mehr nötig.
Oder – wie unser Admiral Christoph sicher sagen würde: „Übelst Weltraum!“